Prof. Dr. Michael Ortgiese

Verkehrs- und Mobilitätsmanagement

Prof. Dr. Michael Ortgiese ist seit September 2019 Professor für „Verkehrs- und Mobilitätsmanagement“ am Einstein Center Digital Future (ECDF). Die gemeinsame Professur der Technischen Universität Berlin und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist mit der Leitung der Abteilung für Verkehrsmanagement und ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) am Institut für Verkehrssystemtechnik des DLR verbunden.

Laut Michael Ortgiese ist die größte Herausforderung der Verkehrsentwicklung die Transformation des Mobilitätssystems mit dem Ziel, Mobilität zu sichern und gleichzeitig die negativen Folgen auf Menschen, Umwelt und Städte zu reduzieren. „Ich fasse die Formulierung bewusst weit, da die aktuelle Klimadebatte sicherlich ganz entscheidend ist, hierbei aber auch andere negative Wirkungen nicht vergessen werden dürfen“, sagt Ortgiese. Für Deutschland sieht er die Herausforderung neue Mobilitätskonzepte auch in kleineren Städten und nicht nur in den Metropolen zu etablieren. „Das gilt auch für Berlin, hier konzentrieren sich innovative Konzepte ganz stark auf das Zentrum, die äußeren Bezirke sowie die Mobilitätsbeziehungen zu Brandenburg werden hierbei häufig außer Acht gelassen“, betont Ortgiese.

Wenn Michael Ortgiese in Berlin und Potsdam unterwegs ist, bevorzugt er die Kombination von öffentlichem Nahverkehr und Fahrrad. „Die Transformation im Verkehrswesen greift in ein komplexes Wirkungsgefüge ein. Nur zu sagen: nutzt das Fahrrad, nutzt den ÖPNV, verzichtet auf das Fliegen ist zu einfach. In Zukunft müssen wir Wege finden, wie wir komplexe Zusammenhänge einfach darstellen und diese mit den Verkehrsteilnehmer*innen diskutieren“, sagt er.

In seiner Forschung befasst sich Michael Ortgiese mit der Einbindung neuer digitaler Lösungen in das Verkehrs- und Mobilitätsmanagement. „Diese kann nur gelingen, wenn neue technologische Ansätze in die Planungsstrukturen und Betriebskonzepte der Städte integriert werden. Neben der Entwicklung von Technologien sind hier neue Co-Creation-Prozesse erforderlich, in denen Akteur*innen zusammenarbeiten, die interessante Lösungen liefern, aber bislang noch nicht wirklich zusammengearbeitet haben. Neben der eigentlichen Technologieentwicklung, die sicherlich wichtig ist, möchte ich hier einen Schwerpunkt meiner Forschung bilden“, sagt er.

Die digitale Zukunft ist für Michael Ortgiese nicht nur eine Frage der technischen Migration von Systemen, sondern insbesondere auch eine Transformation von Prozessen und organisatorischen Strukturen. „Wir machen uns aus meiner Sicht noch viel zu wenig Gedanken, wie wir neue digitale Lösungen gewinnbringend in die Prozesse von Planung und Betrieb der Mobilitätssysteme einbringen können. Neben den Verkehrsteilnehmer*innen sind ja auch die Verantwortlichen in den Verwaltungen und in der Politik zu adressieren. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung des ECDF hoffe ich, Mitstreiter*innen zu finden“, sagt er.

Michael Ortgiese möchte dabei über die Disziplingrenzen hinaus forschen und arbeiten. „Ich glaube, gerade der Wissenschaftsbetrieb denkt noch viel zu viel in seinen disziplinären Säulen. Das habe ich gerade während meiner Tätigkeit als Vizepräsident für Forschung und Transfer einer Hochschule gesehen, ich würde sogar sagen erlitten“, sagt er. Daher würde sich Michael Ortgiese freuen, wenn er sich am ECDF mit anderen Wissenschaftler*innen zu inhaltlich begrenzten Problemen der digitalen Transformation auseinandersetzen könnte und dabei gemeinsam Fragestellungen entwickeln könnte. „Wir sollten hierbei mehr in Sprints als in großen wissenschaftlichen Projekten denken und gemeinsam in einer Gruppe in zwei Tagen ein kleines Diskussionspapier erzeugen. Je nach Fragestellung kann sich die Gruppe unterschiedlich zusammensetzen. Wissenschaft und Forschung sind manchmal viel zu schwerfällig und unsere etablierte wissenschaftliche Praxis passt nicht zur Dynamik der digitalen Welt“, betont er.