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Forschungsprojekt analysiert Gigwork-Plattformen

Ob Uber, Deliveroo oder Airbnb – In der Gig Economy werden über diese Onlineplattformen kurzfristig Aufträge an Selbstständige oder geringfügig Beschäftigte vergeben. Das neue Forschungsprojekt von ECDF-Professor Stefan Kirchner möchte analysieren und verstehen, wie Gigwork-Plattformen in unterschiedlichen Europäischen Ländern funktionieren. Das gemeinsam mit Professor Jürgen Beyer (Universität Hamburg) initiierte Projekt „Spielt die Makro-Ebene eine Rolle? Eine vergleichende Analyse von Institutionengefügen und Gigwork-Plattformen in Ländern der EU-28“ wird von der DFG mit 574.983 Euro in der ersten Phase für 36 Monate gefördert.

Das Feld der Gig Economy ist groß. Auf welche Plattformen beziehen Sie sich in Ihrer Forschung?
Kirchner: Mit unserem Projekt konzentrieren wir uns auf Gigwork-Plattformen für Transport, Essenslieferungs- und Übernachtungsdienstleistungen, die jeweils bekannte Fälle für digital vermittelte, ortsgebundene, bezahlte Arbeitsaufträge darstellen und oft als „Gigwork“ bezeichnet werden. Gigwork genießt europaweit Aufmerksamkeit, insbesondere durch die Aktivitäten von beispielhaften und prominenten Plattformunternehmen wie Uber, Deliveroo und Airbnb.

Was ist das Besondere an Ihrem Forschungsansatz?
Kirchner: Während einige Untersuchungen annehmen, dass Gigwork-Plattformen einer Regulierung einfach ausweichen, nehmen andere etablierte Ansätze an, dass bestimmte Länder wirtschaftliche Aktivitäten prägen und so auch Gigwork beeinflussen sollten. Derzeit wissen wir jedoch vergleichsweise wenig darüber, ob und wie Länder, mit ihren nationalen Institutionengefügen, relevant für die bezahlte Arbeit auf Gigwork-Plattformen in vielen Europäischen Ländern sind. Um diese Forschungslücke zu schließen, wollen wir Gigwork-Plattformen in vielen europäischen Ländern vergleichend untersuchen. Wir analysieren die Mechanismen, durch die Länder die Grenzen und Möglichkeiten von Gigwork-Plattformen bestimmen.

Welche Methoden wenden Sie dabei an?
Kirchner: Neben qualitativen, historisch-vergleichenden Untersuchungsmethoden des Process Tracing, wenden wir eine neue Methode für Ländervergleiche an. Diese Methode nutzt Crowdsourcing-Plattformen, um die Datensammlung als bezahlte Aufträge an Personen in den jeweils untersuchten Ländern zu vergeben. Die so gesammelten Daten werden in einen Länderdatensatz eingespeist und mit quantitativen Methoden analysiert. Die qualitativen und quantitativen Ergebnisse kartographieren die Verknüpfungen von nationalen Institutionengefügen mit Gigwork-Plattformen und decken auf, welche Muster und Mechanismen diese Verknüpfungen prägen.

Das Projekt ist Teil des interdisziplinären DFG-Schwerpunktprogrammes „Digitalisierung der Arbeitswelten“. Welchen Beitrag leistet es hierzu?
Kirchner: Das Projekt ist eins von insgesamt 15 Teilprojekten des interdisziplinären Schwerpunkprogramms (SPP 2267), das in den kommenden drei Jahren die Digitalisierungsforschung gemeinsam vorantreiben wird. Das Projekt trägt direkt zu den übergreifenden Zielen des Schwerpunktprogrammes bei, in dem es die generelle Frage untersucht, ob und in welcher Weise die Makro-Ebene für die Digitalisierung von Arbeitswelten überhaupt relevant ist. Im Austausch mit den anderen Projekten und Disziplinen bietet das Projekt im Schwerpunkprogramm die Möglichkeit die interdisziplinäre Grundlagenforschung um einen entscheidenden Schritt weiterzuentwickeln und Forschung zu verbinden, die derzeit oftmals parallel erfolgt.