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Prof. Dr. Agathe Merceron ist neues Vorstandsmitglied am ECDF

Prof. Dr. Agathe Merceron ist neues Mitglied im Vorstand des Einstein Center Digital Future (ECDF). Seit August 2021 vertritt die Professorin für Informatik an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) die Partnerhochschulen. Merceron folgt turnusgemäß auf Prof. Dr. Juliane Siegeris von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Merceron forscht seit über 20 Jahren im Bereich Computer Science mit einem Fokus auf technology enhanced learning, educational data mining und learning analytics. In ihrer Forschung geht es ihr vor allem darum herauszufinden, wie wir mit der Auswertung von digitalen Daten aus der Bildung Lernen und Lehren besser verstehen und verbessern können. Im Interview spricht sie über Ihre neue Rolle:

 

Was macht das ECDF für Sie besonders und wo möchten Sie sich einbringen während Ihrer Zeit im Vorstand?

Digitalisierung und Digitalisierungsforschung sind meine Welt und vor allem den interdisziplinären Ansatz des ECDF finde ich spannend. Da ich erst jetzt dazu komme, kenne ich das ECDF nicht in- und auswendig, sondern habe einen externen Blick und kann meine gesammelten Erfahrungen einbringen, wenn es darum geht, wie es für das ECDF und die Digitalisierungsforschung weitergehen kann in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Darauf freue ich mich besonders.

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist der Kern des ECDF – wo sehen Sie hier den Mehrwert im Bereich Digitalisierung und welche Erfahrungen haben Sie selbst im interdisziplinären Arbeiten gesammelt?

Für mich ist der größte Vorteil beim interdisziplinären Arbeiten die Kreativität, die sich entfaltet. Diese Kreativität ist dringend notwendig, denn kein Bereich kommt mehr ohne Digitalisierung aus. Wir brauchen neue Lösungen, neue Herangehensweisen für unser Zusammenleben. 

Ich bin zum interdisziplinären Forschen eher durch einen Zufall gekommen: Als ich an der University of Sidney gearbeitet habe, bin ich zum ersten Mal mit der Kombination aus Informatik und Didaktik in Berührung gekommen: die Kollegen hatten eine ganz neue Methode entwickelt, um Programmieren zu lehren und haben darüber veröffentlicht. Wenig später bin ich dann – auch eher zufällig – in den Bereich data mining gekommen. Die Kombination aus allen drei Gebieten lag mir und hat meine Forschung danach geprägt. 

Interdisziplinäres Arbeiten bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich und häufig muss man sich erstmal auf dasselbe Vokabular einigen. Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen verwenden häufig dieselben Wörter, meinen aber etwas Unterschiedliches, da muss man sich erstmal rein arbeiten.

 

Im Jahr 2015 wurde Ihnen die Auszeichnung „Teacher of the Year“ verliehen. Was finden Sie besonders wichtig in der Lehre und wie hat Corona die Art zu lehren verändert?

Für mich ist eins besonders wichtig: Was ich erzähle, soll auch ankommen. Wenn ich vorne stehe und die Studierenden kommen nicht mit, dann ist das nicht Zweck der Sache. Als Professor*in lehrt und lernt man mit Studierenden. Sie fragen häufig Dinge, auf die man nicht vorbereitet ist, das ist das Schönste an der Lehre.

Am liebsten ist mir eigentlich das Konzept des Flipped Classroom: Statt Frontalunterricht von mir zu bekommen, eignen sich die Studierenden zu Hause die Lerninhalte an. Im Seminar geht es dann eher um Anwendung, Transferleistung und kollaboratives Lernen. Dafür nutze ich Breakout-rooms, wenn die Lehre online erfolgt. Diese Art der Lehre ist natürlich etwas aufwendiger – vorab müssen Materialien erarbeitet und zusammengestellt werden, damit die Studierenden überhaupt in der Lage sind, sich Wissen selbst anzueignen – hinzukommt, dass im Seminar natürlich Tempo und Inhalt angepasst werden müssen, je nach dem was zu Hause verstanden wurde und was nicht. In meinen Augen hat es aber den entscheidenden Vorteil, dass viel mehr Wissen auch tatsächlich hängen bleibt. 

Durch Corona findet ein großer Teil der Lehre rein digital statt, und ich bin ehrlich, der menschliche Austausch kommt zu kurz: In der Pause einfach mal mit dem oder der Sitznachbar*in reden fällt weg, man kennt sich nicht mehr – auch das ist wichtig. Ich hoffe deshalb, dass wir uns als Gesellschaft auf eine Mischung zwischen digital und analog einigen werden.